Halloween vs. Reformationstag

Vor ein paar Tagen war es wieder soweit. Sobald es draußen Dunkel wurde, klingelten unentwegt kleine verkleidete Hexen, Fledermäuse, Spinnen, Skelette und sonstige „Gruselgestalten“ an unserer Haustür und forderten mit Nachdruck „Süßes“, denn sonst würde es „Saures“ geben 😉 Halloween stand wieder auf dem Kalender und damit wohl eines der am kontroversesten diskutierten „Feste“ in Deutschland. So erfreut sich Halloween vor allem bei den Kleinen großer Beliebtheit. Das kann man unschwer daran erkennen, dass bei einigen Kindern die vor unserer Tür standen das kunstvoll gruselig geschminkte Gesicht im Laufe des Abends mit verschmierter Schokolade „fertigdekoriert“ wurde 😉

Auf der anderen Seite stehen verschiedene kritische Stimmen. Da gibt es zum einen die ganz allgemeine Kritik daran, dass noch ein Amerikanischer Trend nach Europa schwappt und hier kommerziell ausgebeutet wird. Darüber hinaus gilt Halloween aber auch als DAS Paradebeispiel dafür, dass unsere eigenen Traditionen und Bräuche, von äußeren Einflüssen überlagert werden. Denn am 31. Oktober ist hier in Deutschland eben nicht „Halloween“, sondern eigentlich Reformationstag. Von letzterem bekommt man aber tatsächlich immer weniger mit. Abgesehen vom letzten Jahr, als der 31. Oktober aufgrund des 500. Jahrestages von Luthers Thesenanschlag ein bundesweiter Feiertag war 😉

So wundert es nicht, dass vor allem die evangelische Kirche das Halloween-Fest als Bedrohung wahrnimmt, denn es wird nicht weniger, als der Grund Ihrer Entstehung von den kleinen, schön verkleideten Gespenstern und Hexen verdrängt. Aber wer kann es ihnen auch verübeln. Süßigkeiten, Kostüme und mal „wie die Großen“ lange wach bleiben, ist für die allermeisten Kinder eben einfach attraktiver als ein Kirchenbesuch. Dass wir es Martin Luther zu verdanken haben, dass es die Bibel auch auf Deutsch gibt ist da eher unwichtig 😉 Daher kann ich es auf jeden Fall verstehen, dass sich Halloween als ein tolles Event für Kinder entwickelt hat und nehme das auch als etwas Positives wahr.

Wie man nun mit diesem Interessenkonflikt umgehen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden, denke ich. Ohne Frage gehört die Reformation der Kirche zur deutschen Geschichte und sollte entsprechend gewürdigt werden. Aber man kann sich eben auch nicht taub stellen wenn sich neue Trends entwickeln und durchsetzen. Komisch wird es nur dann, wenn man auf der einen Seite glühender Halloween-Anhänger ist, und bei anderen Themen und Gelegenheiten mit mahnenden Worten vor „Überfremdung“ und „Verwischung der deutschen Leitkultur“ warnt… Aber das ist dann auch ein anderes Thema… 😉